Krankheiten

Im folgenden möchte ich ein paar Informationen zu Erkrankungen bei Kröten zur Verfügung stellen, mit denen ich selbst schon konfrontiert war.

Dies ist keine allgemeingültige Anleitung zur Selbstbehandlung, die den Tierarzt ersetzen kann.

Überdosierung oder zu häufige Anwendung von Medikamenten kann tödlich sein oder die Tiere irreparabel schädigen! Sollte eine wiederholte Behandlung erforderlich sein sind unten angegebene Dosierungen u. U. nicht anwendbar.

Die folgenden Angaben geben meine Kenntnisse vom Stand 2002 wieder. Eventuell gibt es inzwischen auch schonendere neuere Medikamente.

Da eine Schädigung durch Medikamente nicht ausgeschlossen werden kann, setze ich mit Ausnahme von Wurmerkrankungen Medikamente nur im absoluten Notfall ein. Bei geringfügigen Infekten erholen sich die Tiere unter guten Haltungsbedingungen normalerweise von alleine.

Ich bin kein Tierarzt! Bei Gesundheitsproblemen unbedingt einen Tierarzt konsultieren!


>> Eingabe von Medikamenten
>> Nematoden
>> Dermosporidium
>> Bakterielle Infektionen
>> Augenentzündung
>> Verletzungen
>> Darmvorfall



Eingabe von Medikamenten

Orale Gabe:

Die Eingabe von Medikamenten ins Maul ist bei kleinen Kröten problematisch oder sogar unmöglich, läßt sich aber bei mittelgroßen und größeren Tieren mit etwas Übung gut realisieren.

Hierzu nimmt man die Kröte mit der linken Hand, hält den Kopf seitlich mit Daumen und Mittelfinger und stützt das Hinterteil mit dem kleinen Finger. Dann kann man mit der rechten Hand mit einer Büroklammer (Das optimale Instrument!!!) den Unterkiefer ein wenig herunterdrücken und so das Maul öffnen. Ein Helfer kann dann das Medikament verabreichen z.B. mit einer Spritze über einen weichen Schlauch (Büroklammer und Schlauch nur ein kleines Stück weit ins Maul schieben). Viele Kröten öffnen ihr Maul auch plötzlich freiwillig weit, wie zum Gähnen.

Vorsichtig muß man natürlich trotzdem sein, um das Tier nicht zu verletzen.

Um die Medikamente richtig dosieren zu können muß das Gewicht des Patienten ermittelt werden. Hierfür eignet sich eine normale Briefwaage. Die Kröte setzt man während des Vorgangs in eine Plastikdose, die man zuvor gewogen hat.

Transdermale Gabe:

Eine weitere Möglichkeit der Behandlung ist das Auftropfen bestimmter Medikamente oder die Anwendung eines Medikamentenbads zur Aufnahme durch die Haut (transdermal).

Bei dieser Methode ist allerdings unklar, wieviel von dem Wirkstoff aufgenommen wird und man sollte zu dieser Notlösung nur bei kleinen Froschlurchen greifen wenn die Eingabe ins Maul nicht durchführbar ist. Der Tierarzt sollte Näheres hierzu sagen können.

Ivermectin (gegen
Nematoden) und Enrofloxacin (bei Bakteriellen Infektionen) sollen auch über die Haut wirken. Dosierung unbedingt beim Tierarzt erfragen.



Nematoden

Die wohl häufigste Erkrankung bei Amphibien (meist Wildfängen) ist Nematodenbefall (Fadenwürmer).

Es gibt Nematoden-Arten, die zur Fortpflanzung eine weitere Tierart als Zwischenwirt benötigen und solche, die sich direkt im Amphibium vermehren. Befall mit letzteren kann besonders gefährlich werden, läßt sich aber mit preiswertem Medikament u. U. auch bei stark befallenen Kröten noch erfolgreich behandeln.

Eindeutig Nachweisen lassen sich Nematoden durch eine Kotuntersuchung beim Tierarzt oder einem entsprechenden Institut.

In der Natur sind Nematoden kein bedrohliches Problem, da die Tiere sich nicht dauerhaft am selben Ort aufhalten. Im Terrarium erfolgt bei Nematoden-Arten, die keinen weiteren Zwischenwirt benötigen, eine permanente Neuansteckung durch den Kontakt mit ausgeschiedenen Wurmeiern, wodurch der Befall der Terrarientiere mit der Zeit immer stärker wird.

Bei regeläßiger Reinigung des Terrariums und großer Bodenfläche kann der Befall auch schleichend und über Jahre unkritisch verlaufen. Die Tiere zeigen dann u. U. auch keinerlei Beeinträchtigungen und sind gut genährt.

Kommen aber plötzlich ungünstige Faktoren hinzu, kann es sein, dass die Tiere innerhalb weniger Wochen eingehen.

Symptome:

Im Gegensatz zu anderen Froschlurchen halten sich stark befallene Kröten nach meiner Beobachtung nicht bevorzugt im Wasser auf sondern graben sich ein, und werden lethargisch, wodurch dann die Gefahr des Vertrocknens hinzukommt. Die Tiere weisen dann eine sehr glatte, dünn wirkende Haut und eingefallene Ohrdrüsen auf.

Im fortgeschrittenen Stadium äußert sich die Erkrankung u. a. durch rapiden Gewichtsverlust, den man bei bei Kröten am besten am Durchmesser der Unterschenkel und Unterarme erkennen kann.

Die Würmer greifen alle Organe des Tieres an. Sind diese zu stark zerstört ist meist nichts mehr zu machen.

In manchen Fällen blockieren die Würmer auch "nur" den Weg der Nahrung, sodass es zu wieder Auswürgen der Nahrung kommen kann. Das Auswürgen kann auch Tage nach der Futteraufnahme erfolgen und das Ausgewürgte ist oftmals geformt wie normaler Kot, besteht aber eventuell aus völlig unverdauten Futtertieren.

Dies war bei einer meiner Köten der Fall:


Bufo cognatus Männchen, 15. Juni 2002


Nach zwangsweise feuchter Haltung und wiederholter Behandlung mit dem Wirkstoff Fenbendazol erholte sich das Tier trotz bereits sehr schlechtem Zustand bemerkenswert schnell.


gleiches Tier, kaum einen Monat später, 14. Juli 2002


Therapie:

Behandelt wird Nematodenbefall nach heutigem Stand (2002) mit den Wirkstoffen Fenbendazol (Produktname z. B. "Panacur") oder Ivermectin (Produktname z.B. "Ivomec").

Beide Wirkstoffe werden in verschiedener Form gehandelt: flüssig, als Paste oder Tabletten und sind in dieser Form und Dosierung für Rinder, Schweine, Katzen, Hunde usw. gedacht. Der Tierarzt verdünnt das Medikament zur Anwendung für Amphibien erst entsprechend.

Die für Amphibien empfohlene Dosierung von Fenbendazol:
10-30 mg/kg/Tag über 3 Tage (Zwart 1998b) oder
30-50 mg/kg/Tag über 2 Tage (Courtney 1995)

Genauere Informationen zu Fenbendazol gibt es unter:
http://www-vetpharm.unizh.ch/WIR/00004321/0679__F.htm

Gute Erfahrung habe ich gemacht mit 20 mg/kg/Tag über 3 Tage und Wiederholung der Behandlung nach 14 Tagen.

Das Medikament muß oral, also direkt ins Maul, verabreicht werden. Die Menge der Medikamen- tenlösung sollte also nicht zu groß sein damit das Tier nicht zwischenschlucken muß.
Bei 8-10 cm großen Tieren sind 0,15-0,2 ml problemlos zu verabreichen.

Bei der Dosierung 20 mg/kg ist die benötigte Wirkstoffmenge pro 10 g Körpergewicht = 0,2 mg Fenbendazol. Bei 0,2 mg Fenbendazol in 0,02 ml ergibt sich folgende zu verabreichende Menge Medikamentenlösung:

10 g Körpergewicht: 0,02 ml (= 0,2 mg Fenbendazol)

Beispiele:
60 g-Kröte: 0,12 ml
70 g-Kröte: 0,14 ml
80 g-Kröte: 0,16 ml
90 g-Kröte: 0,18 ml
100 g-Kröte: 0,20 ml
110 g-Kröte: 0,22 ml

Während und die Wochen nach der Behandlung sollte das Terrarium täglich gesäubert werden um ausgeschiedene Wurmeier zu entfernen und eine Neuansteckung zu verhindern.

Ansteckung:

Nematoden können praktisch jedes Tier und auch den Menschen befallen. Erstaunlicherweise scheint aber schon normale Hygiene wie gründliches Händewaschen auszureichen um eine Verschleppung zwischen Terrarien oder gar eigene Ansteckung zu vermeiden (eigene Erfahrung).

Auch Laich und Kaulquappen von befallenen Kröten können völlig wurmfrei sein.

Nachtrag: Ich mußte alle meine erwachsenen Kröten gegen Würmer behandeln und erwartete keinen dauerhaften Erfolg davon. Dieses Frühjahr, 2 Jahre später, habe ich noch einmal Kot zur Untersuchung geschickt und überraschenderweise waren keine Nematoden festzustellen.



Dermosporidium

Dermosporidium kommt als Parasit in der Haut von Amphibien vor und bilden dort Zysten. Mit bloßem Auge ist der Befall eines Tieres nicht feststellbar. Der Nachweis mit Direktabstrich ist möglich.

Unter guten Bedingungen können Tiere, die Träger von Dermosporidium sind, ohne Beeinträchtigung damit leben. Unter ungünstigen Bedingungen wie hoher Bestandsdichte, mangelhafter oder falscher Ernährung, Temperaturstress, ungünstigem Klima usw. kann Dermosporidium hingegen zu Entzündungen und Problemen mit dem Wasserhaushalt der Tiere führen (Austrocknen), was in schweren Fällen tödlich endet.

Tiere, die eine Dermosporidium-Infektion überleben, sollen unter guten Bedingungen nicht wieder daran erkranken, bleiben aber Träger.

Symptome:

Entzündungen. In Folge der allgemeinen Schwächung akut erkrankter Tiere können als Komplikation Begleiterkrankungen mit verschiedensten Symptomen auftreten.

Therapie:

Bis jetzt ist eine Behandlung von Dermosporidium nicht möglich. Jedoch lassen sich Begleiterkrankungen wie z. B.
Bakterielle Infektionen ausheilen.



Bakterielle Infektionen

Symptome:

Symptome von Bakteriellen Infektionen, die bei meiner ersten Nachzucht (Bufo speciosus, Täger von
Dermosporidium) als Begleiterkrankung/Komplikation 4 Wochen nach Einwinterung plötzlich auftraten:

Gerötete Stellen und rote Flecken an der Bauchhaut, entzündete Augen (geschwollener Augenrand, rote Stellen im Augapfel, auch Trübung des Auges), Feuchtigkeit in der Nase, ruckhafte Atmung, knackendes oder pfeifendes Atemgeräsch, Apathie, Zusammenkrampfen.

Die Symptome waren je nach Tier unterschiedlich und verschieden stark ausgeprägt. Manche zeigten auch äußerlich keinerlei Entzündungen, gingen aber zuerst ein.

Der Zustand der Tiere verschlechterte sich nach Auftreten der Symptome rapide. Die schnellstmöglich eingeleitete Behandlung mit Antibiotika war aber auch bei relativ schweren Fällen erfolgreich.

Unglücklicherweise traten die bakteriellen Infektionen bei meinen Kröten aufgrund einer Dermosporidium-Erkrankung wiederholt über einen Zeitraum von mehreren Monaten auf. Letztlich war ich nicht dazu in der Lage, das Leben der Kröten zu retten.

Therapie:

Bei meinen Tieren hat sich folgende Therapie als erfolgreich erwiesen:

Behandlung mit dem Wirkstoff Enrofloxacin (Produktname: "Baytril"). Gabe dieses Antibiotikums direkt ins Maul, Dosierung: 10 mg/kg Körpergewicht, 1x täglich über einen Zeitraum von 5-10 Tagen.

Bei der Dosierung 10 mg/kg ist die benötigte Wirkstoffmenge pro 10 g Körpergewicht = 0,1 mg Enrofloxacin. Bei 0,1 mg Enrofloxacin in 0,02 ml ergibt sich folgende zu verabreichende Menge Medikamentenlösung:

10 g Körpergewicht: 0,02 ml (= 0,1 mg Enrofloxacin)

Beispiele:
30 g-Kröte: 0,06 ml
60 g-Kröte: 0,12 ml
100 g-Kröte: 0,20 ml

Die vom Tierarzt hergestellte Medikamentenlösung ist sehr preiswert.

Rote Flecken an der Bauchseite konnte ich mit Nebacetin-Salbe (antibiotisch) 1x täglich über 4 Tage erfolgreich behandeln.

Zur Behandlung der Augenentzündung siehe Augenentzündung.



Augenentzündung:

Gentamicin-Augentropfen (Gentamicin als alleiniger Wirkstoff, evtl. auch Kanamycin, kein Kortison). Wenn die Augenentzündung, wie bei meinen Tieren, als Komplikation einer Grunderkrankung auftritt, sind Augentropfen allein oft nicht wirksam und es muß noch anderweitig behandelt werden (z. B. siehe
Bakterielle Infektionen).

Bei meinen Tieren besserte sich die Augenentzündung ab dem 5. Tag bei Gabe von 2x täglich einem Augentropfen deutlich.



Verletzungen

Kleinere näßende Wunden kann man mit Nebacetin-Salbe betupfen (antibiotisch).

Die Haltungsbedingungen sollten eher trocken sein, da Wunden dann schneller heilen, eine Wasserschüssel muß aber trotzdem verfügbar sein.

Nimmt eine Kröte zu schnell zu (z.B. nach einer Wurmkur) kann es passieren dass die Haut an den Stellen einreißt, an denen Kröten normalerweise Fettfalten besitzen, also im Bereich Übergang Oberarme-Brust und Hinterbeine-Rücken.

Dies ist nicht zu verwechseln mit Erkrankungen bei denen offene Wunden auftreten und heilt nach sporadischer Behandlung wie eben genannt innerhalb ein paar Wochen wieder ab.



Darmvorfall

Bei Laubfroscharten sind Darmvorfälle ein recht bekanntes Phänomen. Bei Kröten tritt soetwas jedoch höchst selten auf.

Über das Internet habe ich mehrfach die Empfehlung gefunden, Zucker auf das ausgestülpte Darmstück zu streuen, da dieser dem Gewebe Wasser entzieht sodass der Darm abschwillt und leichter wieder zurückwandert.

Zur besseren Haftung des Zuckers feuchtet man die Kröte am besten vorher an.

In dem von mir behandelten Fall (ein Jungtier) war der Darmvorfall kaum 30 Minuten nach Bestreuen schon behoben.