Nachzucht

Detailliertere Informationen zur Nachzucht einiger bekannterer Arten sind in den Berichten im Abschnitt Arten zu finden. Hier eine Zusammenfassung als Anregung zur Nachzucht von Krötenarten, die noch nicht nachgezogen wurden.


Generelles:

In der Natur löst nach einer Winter- bzw. Sommerruhe ein Zeitraum mit günstigen Veränderungen von Temperatur, Feuchtigkeit, Futter und Lichtverhältnissen eine höhere Aktivität der Kröten aus. Setzen dann längere Regenfälle ein, kommt es bei vielen Arten häufig rasch zum Ablaichen.

Um Kröten im Terrarium nachzuziehen muß man diese Bedingungen nachstellen. Nicht alle Arten sind gleich anspruchsvoll, aber bei vielen müssen eine Reihe von Faktoren zusammenkommen, um letztendlich zum Erfolg zu führen.

Die einzige bekannte Ausnahme scheint Bufo brongersmai zu sein. Diese kleine Krötenart läßt sich unter ganzjährig nahezu konstanten Bedingungen nachziehen.


Vorbereitende Maßnahmen:

Arten aus Gebieten mit kalter Jahreszeit gibt man eine mehrwöchige Winterruhe (europäische und nordamerikanische Arten ca. 8 - 10 Wochen) bei je nach Art 5-12°C (Bufo bufo sogar bei nur 1°C, nicht wärmer!).

Schwache oder dünne Kröten sollte man nicht einwintern. Zur Entwicklung von Laich benötigen diese Arten allerdings eine Winterruhe bei einer Temperatur die sie nahezu völlig inaktiv werden läßt. Wenn die Temperatur zwar kühl aber nicht kalt genug für die bestimmte Art ist, bleiben die Kröten aktiv, verlieren stark an Gewicht und setzen keinen Laich an.

Arten aus Gebieten mit Trockenzeit hält man mehrere Wochen lang recht trocken (Bufo regularis ca. 6 Wochen).

Andere Arten wiederum kommen aus Gebieten, in denen es weder kalte Winter noch sehr trockene Sommer gibt. Die Bedingungen für diese Arten dürfen also auch im Terrarium nicht so extrem sein (nur etwas kühler oder trockener).

Nach Beendigung der Ruhephase hält man die Kröten wenige Wochen (Bufo regularis) bis 1 (Bufo americanus) oder 2 Monate (Bufo speciosus) lang feucht und sprüht täglich.

Manchen Arten (Bufo regularis) stellt man schon in dieser Phase einen Wasserteil zur Verfügung. Andere Arten überführt man erst später in ein größeres Wasserbecken.

Häufiges Füttern bestärkt die Simulation einer günstigen Jahreszeit zur Fortpflanzung.

Diese Maßnahmen allein reichen aber nicht in jedem Fall aus. Wichtig ist u. U. außerdem aktives Umherlaufen, das sogenannte "Wandern".

Nach Beobachtungen führt "Wandern" sehr schnell zur Brunftschwielenbildung bei Männchen der Erdröte (Bufo bufo).

Meine männlichen Bufo cognatus und speciosus hingegen benötigen zur Brunftschwielenbildung lediglich ca. 1 1/2 bis 2 Monate feuchte Haltung. Die Brunftschwielenbildung bei eben genannten Arten scheint außerdem auch völlig unabhängig von Überwinterung und Geschlechtsreife zu sein. Sogar meine männlichen Jungtiere entwickelten bloß zwei Monate nach Metamorphose bei feuchter Haltung stark ausgeprägte Brunftschwielen.

Welchen Effekt das Wandern sonst noch hat, ist unklar. Wenn die Nachzucht nicht einfach zu erreichen ist - was oftmals gerade an den Weibchen liegt - läßt man die Tiere ein paar Tage frei herumlaufen. Anschließend soll sich der Nachzuchterfolg dann häufig doch noch einstellen.

Die Nachzuchterfolge, die bisher bekannt wurden, erfolgten zumindest in vielen Fällen nachdem die Kröten warscheinlich Bewegung hatten, angeregt durch natürliche Bedingungen im Freiland, Freilauf oder neuer Umgebung nach Ortswechsel.

Bei Terrarienhaltung kann man "Wandern" am einfachsten erreichen, indem man den Tieren mehrere Tage Freilauf gewährt, das Terrarium wiederholt umgestaltet, den Bodengrund wechselt oder durch eine Veränderung der Lichtverhältnisse (Erhöhung von Beleuchtungsdauer und -stärke). Eventuell sind auch veränderter Lichteinfall oder ein Umstellen des Terrariums an einen anderen Ort von Nutzen.

Da die verschiedenen Krötenarten sich verschieden stark visuell oder über den Geruchssinn orientieren sollte man mehreres ausprobieren.

Bei Arten, die Winterruhe halten und in der Natur erst später im Jahr laichen ist es außerdem denkbar, dass erst stärker angehobene Temperaturen einen stimulierenden Effekt haben. Meine Bufo speciosus suchten in der Woche vor Ablaichen bevorzugt die wärmste Stelle im Terrarium auf.

Begünstigend wirkt sich zusätzlich insbesondere echtes anhaltendes Regenwetter aus auch wenn kein Kontakt zum Freiland besteht. Warscheinlich nehmen die Tiere die Luftdruckveränderungen wahr.

Nützlich für eine erfolgreiche Nachzucht sind auf jeden Fall gute Kenntnisse über die natürlichen Lebensbedingungen der jeweiligen Art im Jahresverlauf, um die Terrarienbedingungen eventuell noch anderweitig anzupassen.


Wasser-/Dauerberegnungsbecken:

Im Anschluß an die feuchte Zeit überführt man die Kröten in ein Wasserbecken. Manche Arten benötigen zusätzlich noch Dauerberegnung. In beiden Fällen kann man hierfür ein normales Standardterrarium mit wenig Aufwand umfunktionieren.

Als Dauerregenanlage genügt eine kleine Tauchpumpe mit einem Stück Schlauch bis zur Decke an dessen Ende ein Ausströmrohr angesteckt wird, wie es häufig bei Aquarien- Außenfiltern mitgeliefert wird. Die Tauchpumpe sichert man am besten noch mit Feinstrumpfhose oder Schaumgummi ab, damit kein Schmutz, der die Pumpe blockiert, oder später Laich eingezogen wird.

Zum Festhalten und zum Ablaichen sollten möglichst viele Wasserpflanzen (künstliche werden normalerweise auch angenommen) ins Becken eingebracht werden und für Arten, die bevorzugt an Land klammern, auch eine kleine Insel aus z. B. 2 Backsteinen.

Anscheinend bevorzugen viele Arten eine möglichst grosse Wasserfläche zum Ablaichen. Die Wassertiefe ist nicht unbedingt entscheidend. Insbesondere am ersten Tag nach Umsetzen ins Wasserbecken sollte man nur soviel Wasser einfüllen, dass die Kröten noch bequem sitzen können (Schulterhöhe). Danach kann der Wasserstand noch um ein paar cm erhöht werden, bis die Tiere wirklich schwimmen und tauchen können. Als Wasser nehmen manche Regenwasser, abgestandenes Leitungswasser ist oft aber auch gut geeignet. Temperiert wird für viele Arten auf ca. 20 - 25°C (z. B. mit einem Heizstab).

Da das Wasser rasch verschmutzt (Kot und Hautreste) sollte man täglich Teilwasserwechsel durchführen und hierbei etwas kühleres Wasser verwenden (ca. 22°C), da dies den Temperaturabfall nach Regen in der Natur simuliert und somit zusätzlich stimulierend wirkt.

Während der Zeit im Wasserbecken kann man das Füttern einstellen. Ist es nach einer Woche noch immer nicht zum Ablaichen gekommen, sollte man die Tiere zurück ins Terrarium überführen und weiterverfahren wie zuvor. Sollten die Tiere große Abneigung gegen das Wasser zeigen, bricht man den Versuch am besten schon wesentlich eher ab.

Nach einer Weile kann man den Versuch im Wasserbecken dann wiederholen.

Wenn die Tiere in Laichstimmung sind kommt es häufig schon am 1. oder 2. Tag im Wasser zum Ablaichen. Manche Arten klammern bereits während der Vorbereitungs-Phase im feuchten Terrarium (Bufo americanus), andere zeigen in dieser Phase fast gar keine Anzeichen von Fortpflanzungs- bereitschaft (Bufo speciosus).

Ebenso unterscheiden sich die Arten in Ihrem Anspruch hinsichtlich Beregnung. Bufo americanus und Bufo regularis wurden schon ohne Dauerberegnungsbecken nachgezogen, wobei Bufo americanus sogar in Wasserbecken ohne jegliche Einrichtung ablaicht. Bufo cognatus hingegen laicht selbst in der Natur auch bei permanent verfügbaren Laichgewässern meist nur nach starken Regenfällen.


Laich und Quappen:

Ist das Ablaichen im Gange, kann es sich über mehrere Stunden erstrecken. Da die Eier normalerweise klein sind ist die Eizahl, auch wenn die Laichmenge nicht groß ist, i.d.R. gewaltig.

Am besten verteilt man den Laich direkt auf mehrere kleine Aquarien oder überführt ihn in ein großes. Eine gute Durchlüftung sollte vorhanden sein.

Da viele Krötenarten in der Natur in temporären Gewässern laichen verlaufen Schlupf und Entwicklung der Quappen häufig sehr schnell.

Die Ansprüche der Quappen sind nicht unbedingt hoch. Normalerweise lassen sie sich mit tierischen und pflanzlichen Fischfutter-Tabletten ernähren und das Wasser sollte man spätestens dann wechseln wenn es sich trübt.

Optimal ist warscheinlich die Haltung von 1 Quappe auf 1 Liter Wasser. Auch wenn die Ausfälle selbst bei dichterem Besatz minimal sind, sollte man die Quappen nicht zu dicht halten, da diese dann größer werden und die Jungkröten später bessere Überlebenschancen haben.

Sobald die Arme durchbrechen, sollte man die Quappen in ein Becken mit minimalem Wasserstand und vielen Ausstiegsmöglichkeiten umsetzen da Jungtiere während der Metamorphose sonst Gefahr laufen zu ertrinken.

Nach dieser Phase sind Ausfälle bei den mittelgroßen bis großen Jungkröten dann kaum noch zu erwarten. Die weitere Haltung erfolgt an Land. Gefüttert wird das übliche Kleingetier.


Zusammenfassung:

Allgemein kann man sagen, dass verschiedene Kombinationen folgender Maßnahmen bei vielen Arten u. U. zum Nachzuchterfolg führen:

- bei Arten mit kalter Jahreszeit kühle Winterruhe
- bei Arten mit dauerhaft warmem Klima und Trockenzeit eine Trockenruhe
- im Anschluß an die Ruhezeit feuchte Haltung mit täglichem Sprühen
- häufigeres Füttern
- Freilauf
- mehrmaliges Wechseln des Bodengrunds
- häufigeres Umgestalten der Terrarieneinrichtung
- Veränderung der Lichtverhältnisse, länger und stärker beleuchten
- zusätzliche Wärme/evtl. Bodenwärme
- grosses Wasserbecken evtl. mit Dauerberegnung, temperiert und kleinem Landteil
- Wasserpflanzen oder Kunststoff-Pflanzen zum Ausruhen und Ablaichen
- echtes Regenwetter


Laich und Quappen:

- Laich in gut durchlüftetes Aquarium verbringen
- Pflanzliches und tierisches Fischfutter als Nahrung anbieten
- Quappen nicht zu dicht halten
- regelmäßig Wasser wechseln
- während der Metamorphose in flaches Wasser umsetzen und Ausstiegshilfen geben


Bisher sind die meisten Arten unter Terrarienbedingungen noch nicht nachgezogen worden oder zumindest sind für die Öffentlichkeit noch keine Nachzuchtbeschreibungen verfügbar.

Es wäre schön, wenn mehr Halter die Nachzucht versuchen und ihre Erfahrungen mit anderen teilen würden.